Donnerstag, 31. Mai 2012


Schreibwerkstatt Rehaklinik Utersum

Durchgeführt von Frau Dr. Claudia Fuchs


Erste Fünfminutengeschichte

Grün ist das Blatt der Hundsrose, sehr hellgrün und noch jungfräulich.
Vorsichtig reckte sie, die kleine Hundsrose, vor dem Haus ihre zarten Blätter der Frühlingssonne entgegen.
Aber sie verlor einen Zweig, verlor ihn an eine Frau. Diese Frau trug ihn in ein Krankenzimmer.
Dort nun steht dieser Zweig mit dem zarten grünen Blatt und verbreitet Hoffnung.
Hoffnung für einen Kranken, der dieses Blatt zart streichelt.
Er wird diese Rose besuchen wenn sie blüht.



Zweite Fünfminutengeschichte

Ich gehe die Straße entlang, die Straße meines Lebens.
Am Anfang schob mich meine Mutter dort im Wagen entlang, später lief ich an ihrer Hand.
Eine ganze Weile liefen wir so. Eines Tages lies sie mich los, ich musste allein laufen. Ich konnte es. Sie geht noch immer manchmal neben mir. Aber seit langer Zeit geht auch meine Frau neben mir. Wir schoben unseren Sohn in seinem Wagen ein Stück der Straße entlang, er lernte laufen. Wir mussten ihn laufen lassen, loslassen wie unsere Mütter uns. Nun gehen wir bald mit unserem Enkel die Straße entlang, manchmal, wenn wir Oma und Opa sein werden.
Neben uns laufen die Kinder mit dem Enkel und die Uroma ist auch noch dabei.


Während der Reha im April/Mai 2012 geschrieben. Die kursiv gedruckten Stellen sind die Vorgaben von Frau Fuchs. Die Aufgabe bestand darin, in fünf Minuten Gedanken zu Papier zu bringen.
Dies sind meine Fünfminutengeschichten.
Kolkwitz im Mai 2012 aus dem Schreibheft übertragen.

Frank Handrek