Schreibwerkstatt Rehaklinik Utersum
Durchgeführt von Frau Dr. Claudia Fuchs
Erste Fünfminutengeschichte
Grün ist das Blatt der Hundsrose, sehr hellgrün und noch
jungfräulich.
Vorsichtig reckte sie, die kleine Hundsrose, vor dem Haus
ihre zarten Blätter der Frühlingssonne entgegen.
Aber sie verlor einen Zweig, verlor ihn an eine Frau.
Diese Frau trug ihn in ein Krankenzimmer.
Dort nun steht dieser Zweig mit dem zarten grünen Blatt
und verbreitet Hoffnung.
Hoffnung für einen Kranken, der dieses Blatt zart
streichelt.
Er wird diese Rose besuchen wenn sie blüht.
Zweite Fünfminutengeschichte
Ich gehe die Straße entlang, die Straße
meines Lebens.
Am Anfang schob mich meine Mutter dort im Wagen entlang,
später lief ich an ihrer Hand.
Eine ganze Weile liefen wir so. Eines Tages lies sie mich
los, ich musste allein laufen. Ich konnte es. Sie geht noch immer manchmal
neben mir. Aber seit langer Zeit geht auch meine Frau neben mir. Wir schoben
unseren Sohn in seinem Wagen ein Stück der Straße entlang, er lernte laufen.
Wir mussten ihn laufen lassen, loslassen wie unsere Mütter uns. Nun gehen wir
bald mit unserem Enkel die Straße entlang, manchmal, wenn wir Oma und Opa sein
werden.
Neben uns laufen die Kinder mit dem Enkel und die Uroma
ist auch noch dabei.
Während der Reha im April/Mai 2012 geschrieben. Die
kursiv gedruckten Stellen sind die Vorgaben von Frau Fuchs. Die Aufgabe bestand
darin, in fünf Minuten Gedanken zu Papier zu bringen.
Dies sind meine Fünfminutengeschichten.
Kolkwitz im Mai 2012 aus dem Schreibheft übertragen.
Frank Handrek